Es gibt so Tage, da läuft man nach einem wunderbaren Bergvormittag auf der Kampenwand im Chiemgau drei Stunden den Berg runter. Bis auf die letzte Stunde macht das ja auch Spaß. Es gibt dann aber so Tage nach dem Tag, an dem man drei Stunden den Berg runter gelaufen ist. Und die sind grausam. Schon der Versuch aus dem Bett zu steigen ist grausam. Neben den Schmerzen in den Waden entdeckt man kopfwärts Richtung Norden (Füße = Süden) einige ungeahnte unglaublich zimperliche Muskelgebiete. Man schleppt sich vielfach gefaltet die Treppe runter, in die Küche – zur alles-gut-machenden Espressomaschine. Beobachtet von den Mitbürgern. Die Hunde heben die Ohren und neigen den Kopf. Als täten sie so etwas wie Mitleid empfinden. Wolf hebt die Ohren, neigt den Kopf – und grinst. Ich liebe ihn nicht immer.
Am Herd steht die über Stunde gekochte Knochenbrühe. Die ist zufälligerweise auch sensationell gut gegen Muskelkater. Sie muss nur noch abgegossen werden. Ich – mein Hirn sitzt in den Waden – gieße diese wundervolle stundenlang gekochte Brühe durch ein Haarsieb in den Ausguss ab. Und denke währenddessen schon: „Nein, das kann nicht wahr sein. Das kann man nicht erfinden.“ Und denke das immer noch, während ich das niederschreibe. Es gibt so Tage. Und dann regnet es. Und regnet... und regnet. Und das Leben schreibt viel tragischere Es-gibt-so-Tage-Geschichten. Und man vergisst, wie klein die eigenen Problemchen doch sind.