Auch das Foto ist von ihr!
Unvergleichlich schön leuchten sie gerade wieder in ihrem so typischen Rotorange! Die Eberesche (oder auch Vogelbeerbaum) kann man nicht übersehen, mit ihren zarten, gefiederten, sonnendurchlässigen Blättern und den dichten Büscheln aus kleinen Apfelfrüchtchen. Botanisch heißen sie wirklich Apfelfrüchte, nicht Beeren. Die Eberesche gehört wie alles Kernobst zur großen Familie der Rosengewächse.
Getrocknet oder eingekocht sind Vogelbeeren völlig unproblematisch. Rohe Früchte können Magenprobleme und Durchfall auslösen - übermäßig viel gegessen. Aber das macht sowieso niemand: Frisch vom Baum schmecken sie ziemlich herb-bitter-säuerlich. Übertreiben wird automatisch ausgebremst. In Maßen mag ich den rohen Geschmack sehr gern, ein paar Wenige frisch in den Mund tun gar nichts, oder besser: tun richtig gut. Es gibt auch eine Varietät, die Mährische Eberesche, mit größeren Früchten, süßer und kaum bitter. Sie enthalten den unverträglichen Stoff Parasorbinsäure nicht und können ohne weiteres roh gegessen werden.
Diese Sorten sind oft in Gärten zu finden.
Vogelbeeren haben viel Vitamin C, Carotinoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Zitronen- und Apfelsäure und jeine Menge gesunde Stoffe mehr. Das Bittere und Herbe nimmt ab, je länger sie am Baum sind und je länger Frost einwirken konnte. Die Süße der Früchte nimmt dann zu. Manche sagen, erst längeres Köcheln reduziere die Bitterkeit. Aber ihr Charakter bleibt — nicht vergessen: Bitterstoffe sind ein gesundheitlicher Segen!
Noch ein weiterer interessanter Inhaltsstoff: Sorbit, bekannt als Lebensmittelzusatzstoff E420. Ursprünglich aus Vogelbeeren (die bis zu 12 Prozent davon haben) gewonnen, wird Sorbit inzwischen industriell hergestellt. Eingesetzt als Zuckeraustauschstoff, weil zwar süß, aber kein Insulin zur Verstoffwechselung benötigt wird. Als Zusatzstoff in den meisten Zahnpastas, weil kaum Karies fördernd. Und als Feuchthaltemittel, weil wasseranziehend, für Toastbrot und Kaugummi.
Also lieber echte Vogelbeeren essen als künstlich hergestelltes E420!
Aus frischen, gekochten Früchten entstehen zusammen mit Birnen oder Äpfeln zum Beispiel Mus, Fruchtaufstrich oder Smoothies.
Fürs Trocknen: Die schirmartigen Fruchtstände ernten und gebündelt an einem luftigen, schattigen Platz aufhängen. Als Vorrat für den Winter können sie dann einfach einzeln gekaut werden. Durch den hohen Vitamin C-Gehalt helfen sie dem Immunsystem und beugen Erkältungen vor.
Frisch und ungekocht wirken sie übrigens (je nach Menge) leicht bis stärker abführend, getrocknet dagegen eher leicht stopfend, auch als Heilmittel bei Durchfall.
Der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle empfahl Vogelbeeren wegen ihrer "unvergleichlichen Heilkraft bei Heiserkeit und gänzlichem Fehlen der Stimme". Täglich ein paar getrocknete Beeren zu essen, hält die Stimmbänder geschmeidig. Bei ersten Symptomen von Halsweh hilft ein Sud zum Gurgeln: Eine kleine Tasse voll frischen oder getrockneten Früchten mit ca. 1/2 Liter Wasser eine Stunde lang leicht köcheln lassen.