Mein Feldsalat kommt aus der Biokiste und schmeckt auch ziemlich bitter. Das tut der aus dem Supermarkt nicht. Dumm für die Figur. Denn Bitterstoffe sind exzellente Appetitzügler, harmonisieren den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und regen Stoffwechsel und Verdauung an. Prof. Gundolf Keil, Würzburger Arzt und Medizinhistoriker, bringt es auf den Punkt: »Würden wir mehr Bitteres verzehren, hätten wir weniger Gewichtsprobleme.«
Man knabbert eine Kakaobohne, isst einen Chicoreé und die Bitterrezeptoren von der Zunge geben ihr Signal ans Gehirn: »Appetit zügeln!« In einer Studie erhielten 520 übergewichtige Frauen und Männer drei Monate lang zur gewohnten Kost ein bitterstoffreiches Konzentrat aus Wildkräutern. Sie verloren im Durchschnitt 4,1 Kilogramm, einfach weil sie weniger aßen.
Der intensive Geschmack lässt die Verdauungssäfte schnell fließen, wir verwerten unser Essen besser – und es macht uns auch schneller satt. Bitter regt das vegetative Nervensystem an, bringt den Stoffwechsel in Schwung, lässt Magen und Darm kräftig arbeiten. Bitterstoffe wirken leicht abführend, beugen Blähungen vor und hemmen Gärungs- und Fäulnisprozesse im Darm. Sie fördern auf sanfte Weise die Ausscheidung von Giftstoffen und Wasseransammlungen. Eine Drei-Wochen-Bitterstoffkur regeneriert alle Verdauungsorgane. Darum knabbert das Lamm bittere Kräuter wie die Schafgarbe, wenn das Bäuchlein grummelt.
Bitterstoffe helfen uns also auf den Punkt gebracht auch dabei, dass wir das Sattsein wieder lernen. Sie sorgen für einen schnellen Leptinreset.