Ich habe einen Lieblingsbaum: Die Zirbe, auch Zirbelkiefer oder Arve genannt. Seit jeher fasziniert mich dieser alpine Bruder Baum. Eigentlich ist es eine Sie. Schwester Baum also. Sie wächst vornehmlich im Gebirge, 1500 – 2000 Meter Seehöhe. Sie kommt mit den widrigsten Wetterbedingungen ohne Probleme zurecht, ist genügsam, was den Untergrund betrifft, steinige Böden sind für sie kein Grund zum Jammern. Die Zirbe. Eine tolle Kerlin! Die Asketin, die Einsiedler-Nonne unter den Bäumen. Die Aufrichtige, ehrliche, authentische Haut in einer Welt des Scheins. Ihr Motto: Reduktion auf das Wesentliche. Kein überflüssiger Schnickschnack. Die Heilerin, die Wohltuende. Wer in einem Bett aus Zirbe gezimmert sein Haupt niederlegt, der schläft fest und tief und sammelt dazu noch Herzschlag-Guthaben. Sie beruhigt die Herzen. Die Meisterin der Herzensruhe, im Schlaf geschenkt: „Den seinen gibt es der Herr im Schlaf“ (Psalm127). Der „Geist“ der Zirbe, in einer Flasche gefangen und trinkbar, wärmt von innen her. Die Öle, die durch die Adern der Zirbe fließen, sind Balsam für Körper und Seele. Unser Kater Maxi relaxt sehr gerne und oft auf einem Zirben-Kissen. Ich spare bereits auf ein Zirben-Bett. Vielleicht habe ich Glück, finde eine Frau und die bringt eines als „Aussteuer“ mit!? Für eine zirbige Hochzeitsnacht J! Was macht man(n) nicht alles für ein Bettchen aus Zirbe! Die Zirbe ist weise. Bei ihr kann man fürs Leben lernen. Sie bevorzugt die Stille. Hoch droben am Berg sieht sie die geschäftigen und von Jahr zu Jahr schneller und unruhiger werdenden Menschen. Nur wenig Getriebene finden den Weg zu ihr. Inmitten unangetasteter Natur. Mit klarer Luft für klärende Gedanken. Die Zirbe wundert sich, sie hat Mitgefühl, die große Schweigerin. Und dennoch sagt sie mehr als so manche Permanentplaudertasche und die immer gleichen Ewigschwätzer. Am Stamm der wohlriechenden Zirbe lehne ich mich an, ich setze mich zu ihren Füßen, lasse mich unterweisen und wir lauschen gemeinsam in die Weite des Daseins. Das Staunen löst das Reden ab. Das Staunen über das, was die Augen sehen, die Ohren lauschen dürfen. Ungewohnt, mit wie wenig Lärm man auch Leben kann. Schon fast fremd geworden, diese Ruhe. Ja, sie bereitet sogar Freude! Eigenartig. Wie die Wurzeln der Zirbe tief in der Erde verankert sind, so spüre ich auch so etwas wie „Wurzeln“. Das passiert mir recht selten. Ich, ein Teil der Welt, des „Ganzen“. Nicht ganz fassbar, aber dennoch klar und deutlich wahrnehmbar. Für kurze Momente. Das sind jene seltenen Augenblicksblitze, wo man die Fülle des Lebens spüren darf. Daseinsfreude trifft auf Gelassenheit und Zuversicht. Raum und Zeit verabschieden sich kurz und man treibt im Flow des „Einfach-Nur-Mensch-Seins“. Ich wünsch Ihnen ein „zirbenreiches“ 2016! Viele Zirben-Momente! Gute Erfüllungen und stets liebe Zeitgenossen! Michael, der Zirbenbruder.