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    Rent a sheep - Detail-Ansicht

    Rent a sheep

    Maria Willeit ist Biobäuerin in Amerang im Chiemgau. Sie kam auf die Idee, das unbeschreibliche Glück, Schafe zu hüten, mit anderen zu teilen – und bringt ihre Wanderherde zu uns nach Hause. Marion Grillparzer hat es ausprobiert.

    Gestern Nachmittag kam die kleine, sieben-Schafe-hohe Herde bei mir an, um ein paar Tage lang meine Wiese hinter dem Haus magerer zu weiden, damit sich hier alte Pflanzen etablieren und neue Insekten finden. Ich habe mir meinen Arbeitsplatz am Teich eingerichtet, um von meinem Job als Schäferin keine Minute zu versäumen. Es regnet Apfelblüten, die Mittagssonne steht am bairischen Himmel.

    Sieben Wollknäuel liegen im Schatten des mobilen Schafhäuschens, käuen wohlig wieder, überlassen dem Mikrobiom in ihrem Pansen die Arbeit, aus jedem Blättchen all die Nährstoffe zu extrahieren, die es nur hergeben kann.

     

    Die beiden Mama-Schafe Scheicherl und Schnäbli und ihre Lämmchen, einmal Drillinge und ein Zwillingspaar, gehören der Gattung Ostfriesisches Milchschaf an. Das hat den unglaublichen Vorteil, dass in ihren Genen verankert ist: Ich bin (anders als das autonome Bergschaf) ganz eng verbandelt mit dem Menschen. Vor 10 000 Jahren haben wir das Schaf domestiziert. Seitdem melken wir es, leben von seiner Wolle, von seiner Milch. Das bedeutet: Es mag uns Menschen. Ist zugewandt und freundlich, möchte gekrault werden. Das steckt so in ihm drin. Das aggressivste Verhalten, das so ein Milchschaf zeigt: Wenn ihm was nicht passt, stampft es allerliebst mit dem Fuß auf. Manno!

    Morgens um acht Uhr laufe ich mit meinem Kaffee zu den Schafen. Möchte mich gleich mal bei ihnen einschleimen. Mit Karotten und Äpfeln. Sie schlafen noch. Maria hat mich gewarnt: „Meine Schafe sind Langschläfer.“ Das ist mir äußerst sympathisch. Ist wie alles rund um die Wolfsberger Wanderschafherde easy going. Die kleine Herde kommt in der mobilen Hütte – inklusive Heu, Wasser und Stroh. Im Nu wird ein Zaun um die Wiese gesteckt. Die Hängertür geöffnet, schon stapfen sie raus – und grasen los. Bis es dämmert, dann gehen sie unaufgefordert schlafen. Und stehen spät wieder auf.

     

    Maria sagt: „Bei Schafen dreht sich der Tag ums Fressen und Verdauen. Sie machen alles in der Gruppe. Da wird zusammen gefressen. Zusammen geruht. Zusammen wiedergekäut und verdaut. Und dann geht es von vorne los.“ Stimmt. Während ich diese Zeilen tippe, schälen sie sich wieder aus dem mobilen Ställchen, alle miteinander, denn Schafe tun ja immer alles zusammen. Jetzt wird wieder eine Runde abgeweidet. Man hört ihnen zu, wie sie geschwind das Gras zupfen, rhythmisch und einlullend – man guckt einfach zu, vergisst die zänkische Welt und entspannt. Nach zwanzig Minuten fällt man aus seiner Schäferinnen-Meditation in die Wirklichkeit: Sie ziehen sich zurück in ihr Wohnmobil, knabbern ein bisschen trockenes  Heu, legen sich hin und verdauen. Zeit zum Weitertippen.

     

    Wertvolles Kulturgut

    Ach, ja – die Maria! Darf ich vorstellen: Maria ist die wirkliche Hirtin. Bäuerin in Wolfsberg, eine der wenigen, die alles auf ihrem (fast) autarken Hof haben. Hühner, Schafe, Bienen, Gemüseanbau in Fruchtfolge. Eine, die nach den Ideen der sozialen Landwirtschaft und nach den Prinzipien der Natur lebt. Sie möchte nicht nur den Markt mit ihren Bio-Gemüsen, Äpfeln, Kartoffeln, Honig und Eiern bestücken. Sie sieht das Zusammenleben mit Nutztieren als „wertvolles Kulturgut“ und möchte das den Menschen wieder näher bringen. Das tut sie mit den Besuchern, die bei ihr auf dem Hof in kleinen Hütten leben und sogar mitarbeiten können. Und das tut sie draußen – so kam sie auf die Idee der Wanderherde. „Die Nähe zu den Tieren ist ein Grundbedürfnis. Das sieht man an jedem Kind“, sagt sie. „Es gibt nicht mehr so viele Gelegenheiten für die Menschen, Tieren auf Tuchfühlung zu begegnen.“

     

    Das schwarz-weiße gesprenkelte Lamm heißt Strazzi, eingebayerischt von Stracciatella. Ich nenn’ sie Striezi, das Mädel, ist unglaublich neugierig. Kein Funken von Misstrauen. Im Gegenteil, sie bandelt gleich an – und besteht auf Kraulen. Jedes dieser fünf Lämmchen hat einen anderen Charakter. Der schwarze Max braucht immer ein bisschen, aber hat dann doch geschnallt, dass die neue Schäferin eine ganz nette ist. Er läuft mir gerne in die Fotolinse. Und stupst mich von hinten ins Knie. Die anderen beiden Schwarzen, der Muckl und der Mohn, sind eher scheu. Die kleine weiße Liesl ist auch ein bisschen zurückhaltend und echt arm dran: Sie hat ein Blutohr – beim Kopfschütteln irgendwo dagegen geknallt und angeschwollen. Maria schickt die Tierärztin vorbei. Die sehr, sehr junge Tierärztin in großen grünen Gummistiefeln sagt zu mir: „Setzen Sie das Lamm auf das Hinterteil.“ Ich biege mich zum Fragezeichen. „Okay“, sagt sie. Sie habe das auch das letzte Mal in der Uni gemacht und wisse nur noch, dass das gut funktioniert.

     

    Obwohl die Lämmchen zutraulich sind, sind sie ja nicht doof. Liesl hat gleich gewusst, dass wir ihr ans Fell wollen und macht Bocksprünge weg von uns. Gut, dass Maria mir gestern gezeigt hat, wie man die Herde anlockt. Mit Leckerlis, Kraftfutterbrekkies in einem gelben Eimer. Ich locke die Schafe in den Wagen. Die Tierärztin Lena macht zu. Und ich stehe hinter verschlossenen Türen mit sieben Schafen auf 10 Quadratmeter. Und gucke, ob sie mit dem Bein aufstampfen ... Schwitz! Endlich kommt Lena rein, wir fangen die Liesl, sie sitzt auf ihrem Po zwischen meinen Beinen und ich halte ihre Vorderbeinchen fest. Weil die junge Tierärztin ein Blutohr beim Schaf noch nicht hatte, muss sie erst noch einen schaf-spezialisierten Tierarzt aus ihrer Truppe anrufen. „Aufschneiden? Punktieren?“ Liesl sträubt sich. Ich kraule und kraule und singe und bete … und dann sitze ich auf meinem Hinterteil. Wir reorganisieren wieder alles. Und Liesl kriegt das Ohr eingerieben. Und eine Spritze gegen Schmerzen. Und macht nach unsicherem Herumstaksen wieder fröhliche Lämmchensprünge in die Freiheit.

     

    Viel Glück für wenig Arbeit

    Selbst mal Tuchfühlung aufnehmen mit diesen lieblichsten Rasenmähern der Welt, das ist wie Baldrian schlucken, einen Joint rauchen und frisch verlieben gleichzeitig. Der Joint ist vierzig Jahre her, das frisch verlieben genau genommen auch), die Schafe sind jetzt: Es tut unglaublich gut, auf dieser Bank zu sitzen, die kleine Herde zu beobachten und von ihrem Frieden zu tanken. „Pure Medizin“, sagt Maria: „Die tiergestützten Therapien haben sich etabliert, weil man gemerkt hat, wie heilsam Tierbegegnungen sind – ein Tier zu streicheln, es zu beobachten, es zu versorgen, sich zu kümmern. Und das Schaf ist super. Es beißt nicht, es tritt nicht, es macht nix – außer aufstampfen.“ Sagt die echte Hirtin. Sie muss es wissen.

    Und Arbeit macht es eigentlich auch nicht. Man guckt mal, ob noch genügend Wasser im Eimer ist. Füllt das Heu in der Raufe auf. Einmal am Tag, fünf Minuten. Die restliche Zeit bleibt einem, um mit den Schafen zu meditieren und sie zu kraulen. Das lieben sie, ausgiebig. Natürlich darf man auch mal ein Leckerli vorbeibringen, Obst, Gemüse, ein kleines Stückchen altbackenes Bio-Brot. Brauchen tun sie nur Gras und Heu. Maria sagt: „Man füttert das Mikrobiom im Pansen. Und das füttert das Schaf. Das heißt: Gras. Zufütterung ist immer Heu. Gras ist fett. Der Darm ist für mageres ausgelegt, sie brauchen also zum Ausgleich einen starken Rohfaseranteil ,um das Mikrobiom zu pflegen.“ Klar, so ein Schaf liebt trockenes Brot. „Es wird aber krank, wenn du ihm ein Kilo davon gibst.“ Man muss das Mikrobiom eben so richtig gleichmäßig füttern, es kann sich nur langsam anpassen und braucht die Beständigkeit – Gras und Heu. Und ebenfalls klar: Schafe brauchen Wasser zur freien Aufnahme.

     

    Rasenmäher, Wolle, Milch ...

    Einmal im Jahr werden sie geschoren. Die Wolle verwendet Maria zum Mulchen ihres Gemüsegartens. Deswegen darf sie schwarz sein. Wieso sie so viele schwarze Lämmchen habe? „Weiß ist der präferierte Farbschlag wegen der Wolle. Ich mag die schwarzen lieber. Deswegen haben wir einen schwarzen Bock. Und wundervoll sind die Schecken. Die sind ganz selten.“ Zehn Lämmchen kommen im Wolfsberg im Jahr auf die Welt. Fünf Mädels kriegen meistens Zwillinge. Wenn sie älter sind, kommen schon mal Drillinge. Kürzlich brachte Maria sogar Vierlinge durch.

    Wie Maria auf die Schafe gekommen ist? Rein zufällig, eine Freundin musste ihre Herde los werden, weil ihre Grünlandpacht abgelaufen ist. „Zur selben Zeit habe ich dreißig Obstbäume auf einem Anger angebaut, und da gab es Schwierigkeiten, das zu Mähen. So zogen bei uns sechs Schafe ein.“ Melken tut sie nicht: „Bei so einer kleinen Herde rentiert sich das Milchproduzieren nicht. Schade, denn Schafmilch ist die verträglichste aller Tiermilchen. Sehr gesund in der Zusammensetzung. Joghurt und Käse, schmeckt super lecker, wegen des hohen Fettgehaltes. Und es schmeckt nicht so intensiv wie Ziege.“ Die Milch kriegen also die Lämmchen. Die sind Gäste auf Zeit auf. „Nach sieben, acht Monaten wird es unruhig. Böcke werden bockig. Da ist ein guter Moment, die Herde auf den Stammstand zurück zu setzen.“

    Ich bin entsetzt – ich könnte doch Striezi nicht... „Nein“, sagt Maria, „die Schlachttage sind keine guten Tage in meinem Leben, aber ich finde keine andere Lösung, um mit einer Herde von Tieren zu leben. Ich möchte, dass meine Schafe ihre Mutterschaft leben können. Und jedes Schaf muss sich von Natur aus irgendwann vom Lamm trennen. Ich merke schon, wann die Zeit reif ist. Ich versuche den Tierseelen zu sagen, dass sie sich aus dem Körper zurückziehen sollen. Begleite sie bis zum Schluss. Halte den Kopf, wenn der Metzger den Bolzen ansetzt.“ Das erinnert mich an  „Emmas Glück“, das zauberhafte Buch von der liebevollen Schweinehirtin und ihrem krebskranken Lover.

     

    Der goldene Tritt

    Und schon ist es wieder Zeit zum Grasen. Striezi macht ein paar lustige Bocksprünge. Der Obstgarten hat tausend Quadratmeter, und das biologische Mähen geht ratzfatz. Wo die das nur alles hinbringen! Sanft perlen schwarze Köttel auf die Erde. Die Schäferkultur ist ja fast ausgestorben, wächst nun wieder unter dem Aspekt der Landschaftspflege. Maria erklärt: „Die Schafbeweidung verhindert, dass ein Gebiet verbuscht und dann zum Wald wird.“ Im Mai sollte man wegen der Vielfalt der Insekten ja tunlichst nicht mähen, gilt das auch für Schafe? „Der Insektenwelt hilft es, wenn etwas unter 5 km/h auf sie zukommt.“ Der Rasenmäher ist so schnell, dass sich das Insekt nicht retten kann. Das Schaf lässt ihnen Zeit zu fliehen. „Und die Schafköttel sind auch noch ein Paradies für Insekten, dort können sie sich vermehren. Der Mist zersetzt sich binnen 14 Tagen und düngt den Boden.“

    Das Schaf trägt Grüngut ab, bringt Nährstoffe ein und tut der Landschaft gut. Man spricht von dem goldenen Tritt. Eine Herde, die mit ihren kleinen Hufen die Grasnarbe nur zart verletzt, sorgt dafür, dass sie dicht wird, sie regt das Wachstum an, lüftet den Boden, vertreibt die Wühlmäuse. Weiden verändert den Bewuchs. Sorgt dafür, dass die Wiese immer ein bisschen magerer wird – und genau das wiederum sorgt für Artenvielfalt. Je magerer die Standorte, desto besser können sich auch nicht so durchsetzungsstarke Pflanzen etablieren, die selteneren, die vielleicht sogar nur einen einzigen Typ Insekt anlocken, der sonst aussterben würde.

     

    Maria faltet die Hände im Schoß und guckt glücklich auf ihre Wanderherde, die sie nach drei Tagen wieder mitnehmen darf: „Bevor der Mensch sesshaft wurde und die Landwirtschaft begonnen hat, hat das Schaf das Leben, die Kultur, die Mobilität mitgeformt. Als die Menschen sich neue Gebiete erschlossen habe, sind sie mit Tieren gewandert. Sie hatten Wärme, Kissen und Milch dabei. Heute fahren wir auf alten Schafwegen. Der Schafpfad wurde zum Weg und dann zur Straße.“

    Was sie sich denn für die Zukunft wünscht, für Scheicherl, Striezi und die anderen wolligen Rasenmäher? „Klar: Grünflächen pflegen. Aber: Am liebsten in Kombination mit Menschen. Überall gibt es eine Wiese, die geweidet werden kann. Hinter dem Kindergarten, hinter dem Seniorenstift, im Stadtpark. Schon das Anschauen alleine ist seelische Nahrung.“

     

     

    Die Wanderherde

    Was das kostet, was Du kriegst

    Erst einmal wird telefonisch abgesprochen, ob die Wanderherde sich für den Zielort eignet. Wundervoll wären neben Grünpflege auch Besuche in Kindergärten, Behindertenwerkstätten und Altersheimen. Wenn es passt und alles geklärt ist, kommt Maria Willeit mit einem als Stall ausgebauten Anhänger zur Wiese. Steckt den Zaun ab, schützt die Zierpflanzen vor dem Schafbiss. Und macht eine kleine Einweisung in das Leben und die Verantwortung als Schäfer. Die Schafe schlafen in dem mit Stroh ausgelegten Wagen. Fressen aus der eingebauten Heuraufe und trinken dort ihr Wasser. Morgens kommen sie völlig relaxed rausgestapft. Tagsüber wird in 20-Minuten-Runden gefressen, geruht und wiedergekäut. Abends geht die kleine Herde selbstständig zum Schlafen. Maria Willet ist natürlich telefonisch erreichbar. Und kommt im Notfall vorbei.

    Kosten: Eine Woche kostet 350 Euro für Stall, Herde, Aufbau, Einweisung, Abholung. Alles inklusive – sogar die Mehrwertsteuer.

     

    Mehr Infos: www.Schafzeit.de

    Copywright: marion grillparzer

    Geschichten - Rent a sheep
    Die Hausmaus Nr. 4 - Detail-Ansicht

    Die Hausmaus Nr. 4

    Der Frühling ist da, die Bäume schlagen aus. Und ich schlag die Mausefalle auf den Tisch. Zum siebten Mal les ich die Gebrauchsanleitung von der neuen Lebendmäusefalle, die ich bestellt habe. Eine aus Holz und Gitter. Nicht aus Plastik, wie die andere. Da wo die eine Maus partout nicht rein will. Da steht gebrauchstechnisch: „Klappen Sie den dünnen, langen Griff auf die Vordertür. Führen Sie den kurzen Griff auf das Gitter, nun ziehen Sie den dünnen, langen Griff nach hinten und hängen diesen im Gitter ein …" Versteh Nullinger. Könnte das Ding an die Wand schmeißen.

    Ja: Noch mal. Ich schicke Foto von Falle und Gebrauchsanleitung an meinen Vater. In der Regel kann der alles.

    Die Küche schaut aus. Ich hab‘ gestern Abend eine halbe Packung Mehl verstreut, weil der Fallenhersteller geschrieben hat, man möge herausfinden, wo sich die Mäuse bewegen. Und an den Spuren die Fallen aufstellen. Die einzigen Spuren, die deutlich sichtbar waren, hat Wolf hinterlassen. Zum Kühlschrank, zum Bier.

    Zum Glück hab‘ ich Wolf. Dank ihm haben wir nach langer nicht erfolgreicher Zeit die vierte Maus gefangen. Er hat gesagt: „Die fressen unsere Haushaltsgummis, die tu ich ihnen jetzt mal in die Falle.“ Ich habe da drüber sehr still gelächelt. Gummi? Wie blöd ist das denn. Am nächsten Morgen hab ich nicht mehr gelächelt, denn da war sie glatt mitten im Gummiringeberg in der Plastikfalle gesessen – und hat merkwürdig gegrinst. Ansonsten haben unsere Mäuse hier – ich gehe mittlerweile davon aus, dass eine wundersame Vermehrung stattgefunden hat, obwohl wir sie lebendfallenweise Tag für Tag zum Nachbarn tragen – eigentlich einen interessanten Geschmack. Sonnenblumenkerne. Lindtschokolade. Heidelbeeren. Und … Vor zwanzig Jahren hat mir ein Freund mal einen Joint mitgebracht. Weil ich gesagt hab: „Ich möchte so gern mal wieder so richtig lachen.“ Und den hab‘ ich erst mal versteckt. Ziemlich gut. Zwei Jahrzehnte lang nie wieder gefunden. Bis gestern. In einer Wohnzimmerschublade, zwischen Mäusekötteln und einem alten Taschentuch mit den Initialen meiner Tante Marietta. Na ja, ein paar grüne Krümel und ein bisschen Papier … Ich musste erst rätseln. Wahrscheinlich hat sie erst den Joint … und dann die Gummis. Wolf hat die kichernde Maus zum Nachbarn gebracht.

    Am Abend hab‘ ich wieder meine Testsonnenblumenkerne ausgelegt. Am Morgen waren sie weg. Heißt: Noch eine Maus da. Ich nehme an, die Maus, die seit einem halben Jahr hier all meine Tricks belächelt. Die ich großherzig geduldet und großgezogen habe, weil es draußen Winter und kalt war. Die mir heute im Schlaf den Vogel zeigt. Die 500 Kinder im Jahr kriegt. Womit ich gerade tagtäglich lebendfallenmäßig beschäftigt bin.

    Abends stelle ich meine Plastikfalle präpariert mit Gummis und Sonnenblumenkernen in die Schublade, in der sie die letzte Nacht tätig war. In der Apothekerschublade. Dort hat sie meine Lunasol-Pröbchen mit Melissenöl aufgenagt und ausgetrunken. Guter Geschmack! Ein ausgeklügelteres Naturkosmetikprodukt als das von Lunasol gibt’s nicht. Alchemie! Nach Mondphasen und so hergestellt. Mit den Pflanzen aus einem italienischen Heilpflanzengarten. Alles Handarbeit … Guter Geschmack.

    Am nächsten Morgen öffne ich spannungsadrenalinwach noch vor dem Kaffeemachen die Küchenschublade. Jupp: Die Falle ist zugeschnappt. Nur was ist da drin? Merkwürdig. Eine Streichholzpackung. Fingerpflaster-Set. Ein Lunasoldöschen mit Tagescreme … Nur eine ist nicht drin. Die Rückwand ist geöffnet. Ich zeige das Wolf. Er sagt: „Das hast Du gemacht. Du nimmst mich auf den Arm.“

    Ich bestelle eine Nachtsicht-Webcam. Hoffentlich besser als Mehl. Mit Marta habe ich einen Tag lang verbracht und alle Schubladen aus allen Schränken im ganzen Haus gezogen. Mit dem Staubsauger jede Ecke erobert. Irgendwann kreischt Marta. Ich springe auf den Stuhl. Eine ziemlich große Maus läuft quer durchs Wohnzimmer … ignoriert alle Cowboystiefel, die ich ihr als Mäusetunnel in den Weg lege … Wir geben irgendwann auf.

    Abends nehme ein Lunasol-Melissenöl-Fläschchen, Sonnenblumenkerne, Haushaltsgummis. Lege alles in die Falle. Klebe die Rückwand fest. Stelle die Falle wieder in die Schublade.

    Am nächsten Morgen, bevor ich den Kaffee mache, öffne ich die Schublade … Juppppppp. Maus drin. Wolf bringt sie freudig strahlend zum Nachbarn.

    Die Metall-Holz-verstehe-ich-nicht-Fallen hab‘ ich meinem Vater geschickt. Er sagt, er kann das Rätsel nur lösen, wenn er das Teil in der Hand hält. Tut seinem Hirn gut. Und meinen Nerven. Und das Klump ist weg hier … Abends leg ich nur zum Test meine Sonnenblumenkerne hin. Das Mäuslein in der Falle erschien mir eigentlich eher klein.

    Am Morgen sind die Testsonnenblumenkerne weg. Ich muss Jörg anrufen. Der hilft mir beim Installieren der Mäusebeobachtungs-Webcam. Und ich bestelle neue Fallen. Mit Tarnfarben-Design. Tschau mer mal.

    Geschichten - Die Hausmaus Nr. 4
    Pension Grillparzer - Die Hausmaus, III Teil - Detail-Ansicht

    Pension Grillparzer - Die Hausmaus, III Teil

    Auf meinem weißen Sofa habe ich kleine schwarze Spuren einer Hausmaus entdeckt. So in etwa zur selben Zeit, habe ich gelesen, dass eine Hausmaus bis zu 500 Junge im Jahr kriegt. Das war mir dann genug Zeichen vom Universum, dass der Frühling da ist und es Zeit wird, dass die von mir seit einem halben Jahr beherbergte Hausmaus zur Feldmaus oder zur Waldmaus mutiert. Hinter den Sofakissen, einer wunderbaren von der Hausmaus geliebten Höhle, platzierte ich geschickt eine kleine Lebendfalle mit Nutella drin.

    Ja, das hab‘ ich extra gekauft, weil ich das nämlich nicht esse, aber irgendwo gelesen habe, dass es der ideale Lebendfallenmäusefangstoff ist, gleich nach der Erdnussbutter, die nicht funktioniert hat.

    Und so sitzen wir am Samstagabend gemütlich mit Freunden beim Essen, unweit von besagter Couch. Und reden und reden, und plötzlich fällt das Stichwort „Falle“. Irgendjemand hat irgendjemandem mit irgendwas eine Falle gestellt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, weil das war so was von einem Schockmoment. Ich stürme zum Sofa schaufle mich durch die Kissen – und halte die gestern versenkte und vergessene Falle in der Hand. Sie macht Männchen. Am Tisch ist es so still, dass man ein kleines Mäuseköttelchen hätte fallen hören. Antje fällt sowas von fast in Ohnmacht, weil sie Angst vor Mäusen hat. Und ich auch, weil ich nachrechne, sie könnte da jetzt ja theoretisch 24 h gefangen sein. Ohne Wasser. Nur mit Nutella. Allerdings hat sie doch gestern Nacht noch die Mäusmahlzeit gegessen, die ich ihr jeden Tag hinlege. Um sie an den Platz zu binden, an dem ich eine Lebendfalle aufstelle. Dort steht auch eine. Sie geht da nur nicht rein. War sie das überhaupt? Haben wir zwei Hausmäuse? Wolf springt bei. Packt die Falle mit der Maus und verschwindet.

    Als er wiederkommt, frag ich: „Zwei Kilometer. Hast Du sie zwei Kilometer weggebracht?“

    „Nein, nur über den Bach zum Nachbar rüber. Die haben keine Katze und da ist viel Vogelfutter – auch am Boden. Da ist sie gut versorgt.“

    Ich wusste gar nicht, dass ich einen so klugen, mäusefürsorglichen Mann habe. Und frage mich ganz kurz, ob Hans-Jörg und Michelle glücklich sind über den Neuzugang.

    Am nächsten Morgen hatte tatsächlich wieder jemand von der Mäusemahlzeit genascht. Es sollte zwei weitere zwei Wochen dauern, bis gestern das zweite Hausmäuschen in die Falle ging. Blaubeeren. Bio-Blaubeeren.

    Wir haben es rüber zum ersten Mäuschen gesetzt. Nun sind sie gemeinsam Nachbarmäuse.

    Nur, ... heute morgen, ich wollte schier meinen Augen nicht trauen, da hat schon wieder jemand die Sonnenblumenkernchen genascht. Menschenskinder. Doch 500?

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    Geschichten - Pension Grillparzer - Die Hausmaus, III Teil
    Pension Grillparzer - Die Hausmaus - Detail-Ansicht

    Pension Grillparzer - Die Hausmaus

    Ich habe nur noch eine Maus. Die andere ist über den Regenbogen gekrabbelt. Ich habe eine halbe Stunde lang geweint, wie ich ihre sterblichen Überreste am Pflaster in unserer Hausapothekenschublade gefunden habe. Schrecklich.

    Das hat jetzt dazu geführt, dass ich das arme andere Mäuslein, weil es ja jetzt alleine ist, ganz besonders verwöhne Speck, Schokolade, Mandelmus, Nüsslein, Käse .... Leckere Dinge mit viel Abwechslung. Meine Freundin Petra hat gefragt: „Und gibst Du ihr auch was zum Trinken, in einem Puppenschüsselchen?“ „Natürlich! Gestern hab ich es mal mit einem Schuss Apfelsaft probiert.“ Ich hab nicht gleich gemerkt, dass Petra das ein bisschen ironisch gemeint hat. Wie ich jetzt eine Woche weg war, hab ich dem Wolf gesagt, dass er das übernehmen muss. Der Maus abends, bevor er ins Bett geht, unter die blaue Kiste ein Paar Sonnenblumenkerne tun, ein Stückchen Apfel mag sie auch gerne – und Schokolade. Der Auftrag, wusste ich, muss unkompliziert sein.

    Wie ich nach meiner Woche zurück komme sehe ich unter der blauen Kiste ein Stück schwarze Schokolade.

    Ich:! Hast Du die Maus gefüttert?"

    Er:" Ja, ich hab ihr ein Stück Schokolade hingelegt. Die Schokolade ist immer noch da. Die Maus ist wohl weg."

    Ich: "Ja meinst Du die mag Bitterschokolade? Du hast ihr nur ein Stück Bitterschokolade hingelegt? Und inzwischen ist sie verhungert?"

    Er: "Na ja, vorher hat sie meine braune Reisetasche gegessen."

    Abends lege ich dem Mäuslein wohlfeil ausgewählte feine Teile hin. Lachs, Heidelbeeren, Nougat, Sonnenblumenkerne. Und geh früh ins Bett, weil ich grad vor dem Morgengrauen aufstehe.

    Um fünf Uhr, gucke ich, sobald ich das Wasser für das Honig-Zitronen-Agni-Trink aufgesetzt habe, vorsichtig unter die Kiste. Alles weg!

    Ich wecke Wolf: „Woohollf, hast Du das Mäuseessen unter der Kiste weg?“

    Er, völlig schlaftrunken, weil noch in der Tiefschlafphase: „Nein! Das war ich nicht!“

    Ich: „Dann ist sie wieder da!“

    Nun, das kommt heute Abend auf meinen „Danke!-Zettel“.

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    Geschichten - Pension Grillparzer - Die Hausmaus
    Pension Grillparzer - Detail-Ansicht

    Pension Grillparzer

    Das schönste am Winter ist, wenn wir in der Stube den Kachelofen anmachen. Wolf holt eine Kiste mit Holz aus der Scheune. Und wie wir so die Holzscheite aus der Kiste holen, spitzt da ein winzig kleines Mäuslein heraus. Steht auf seien Hinterbeinen und guckt, was da plötzlich los ist in seiner völlig anderen Welt. Und beschließt erst mal loszulaufen. „Wolf tu sofort die Kiste wieder raus! Da ist eine ganze Mausefamilie drin!“ Wolf bringt die Kiste raus.

    Das kleine, kleine Mäuslein ist nun alleine, ohne seine Mausefamilie in meiner Küche. Ich sterbe vor schlechtem Gewissen, weil ich das Mäuslein von seiner Familie getrennt hab. Und schlafe sehr, sehr schlecht.

    Sie ist da. Manchmal sieht man sie. Wie ein winzig kleiner schwarzer Fleck huscht sie am Augenwinkel vorbei. Erst glaubt man es nicht so richtig. Optische Täuschung. War da was?

    Man findet immer mal wieder Spuren ihres Daseins. Zum Beispiel in der Schublade wo Korken sind. Alles angenagt. Wie die da oben in die Schublade kommt. Das ist mir einfach ein unglaubliches Rätsel.

    „Wohoollf, die Maus verhungert. Sie frisst Weinkorken.“ Wolf: „Du kannst ihr ja Käse und Schinken und Speck hinlegen. Lass ihr doch gleich den Kühlschrank offen.“

    Ich verstecke unter der blauen Getreide-Nüsse-Kiste ein Stück Apfel, drei Rosinen, ein paar Sonnenblumenkerne. Am nächsten Morgen sind die Kerne weg die Rosinen weg, der Apfel 1 Meter vom Ursprungsort entfernt. Angenagt.

    Ah, sie hat es gefunden. Sie lebt. Unsere kleine Hausmaus.

    Jeden Abend leg ich ihr unter der blauen Kiste einen kleinen Futtervorrat zurecht. Damit sie nicht in meinen Schubladen die trockenen Korken ohne jeglichen Nährwert annagen muss. So einsam verhungern. Ich füttere sie nur so lange, bis sie groß ist, beschließe ich. Und bestell im Internet schon mal eine Lebendfalle ...

    Am nächsten Morgen steht Wolf in der Küche, schüttelt den Kopf: „Ich weiß nicht, wo hier immer die Nüsse und Rosinen am Boden herkommen. Jeden Tag find ich da was anderes. Gestern lagen lauter Käsestücke neben dem Kühlschrank ...“

    „Ach. Echt. So was ...“

    Am nächsten Morgen finde ich Gott-sei-Dank vor Wolf die Rosinen-Straße, quer durch die Küche. Lässt sie unterwegs liegen. Kriegt sie vielleicht Bauchweh davon, zu viel Zucker drin. Sie frisst lieber, Käse, Sonnenblumenkerne, Walnüsse. Ist selbst so groß wie eine halbe Walnuss. Apfelschnitze mit Bio-Mandelmus bestrichen.

    Ich komme am Nachmittag vom Stall zurück und Wolf hat alle Schubladen aus unserer Anrichte rausgerupft. Und die ganze Regale ausgeräumt. Nichts, aber auch gar nichts, steht mehr auf seinem Platz. „Du, stell Dir vor, ich mach ‚ne Schublade auf und da gucken mich zwei Mäuse an. Und schau mal, was ich da hinter dem Schrank gefunden habe: Ein Vorratslager für eine ganze Mäuse-Armee. Das sind mindestens zwei Kilo Nüsse, Rosinen, Käse ... Wo haben die das nur her?

    „Echt, zwei Mäuse? Ja dann ... wundert mich das nicht.“ Sag ich und bin überglücklich, dass das arme kleine Mäuslein nicht alleine ist.

    Seither stehen zwei Lebendfallen in der Küche. Die bestück ich jeden Abend mit Speck, Käse, Bio-Mandelmus. Und jeden Morgen ist nix drin. Und im Augenwinkel meine ich zwei Mäuslein zu sehen, die sich vor Freude in die Pfötchen klatschen.

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    Geschichten - Pension Grillparzer
    Fido klaut - Detail-Ansicht

    Fido klaut

    Hier wieder eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".
     

    Wolf räumt den Frühstückstisch ab. „Ich versteh einfach nicht, warum du die Butter so zurichtest.“

    Auf dem Tisch liegt ein ziemlich merkwürdig aussehender Rest von einem halben Pfund Butter, kein Butterberg, schlimmer, ein Buttergebirge – oder besser ein Butter-Grand-Canyon. 
    „Das war ich nicht“, sage ich. 
    „Wer sonst? Du bist die Einzige, die hier Butter isst.“
    Ein paar Tage später: Wolf räumt den Frühstückstisch ab. „Das kann doch nicht sein. Du hast die ganze Butter gegessen? Ein halbes Pfund?“
    „Ich? Nein, das war ich nicht.“
    Fido guckt und schlägt, wie immer, wenn er sich keiner Schuld bewusst ist, seine Beine übereinander. 

    Es klingelt. Fido springt auf, bellt, rennt zur Tür. Auf dem roten Teppich (wenn man das zernagte Teil überhaupt noch als solchen bezeichnen kann) schimmert ein fetter Fleck.

    Geschichten - Fido klaut
    Fido klaut - Detail-Ansicht

    Fido klaut

    Hier wieder eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Die Maler sind da. Sie streichen das 1949 erbaute Försterhaus außen. Alle dunklen Holzbalken. In Miami-Farben.

    Das war die Idee meiner Freundin Susanne, die ansonsten einen guten Geschmack hat. Fido läuft mit miamiblauen Streifen durch die Gegend. Plötzlich ist er verschwunden. Da schwant mir nie was Gutes. Und ich suche ihn. Er liegt brav auf seinem Platz. Mit einer Tüte Leberkässemmeln.
    „Herr Brandl, ich glaube mein Hund hat Ihre Brotzeit geklaut.“
    „Gibt’s neda! Jetzt hommas scho extrig nauf g‘legt. Aufs Fensterbrettl.“
    Da kam mir erstmals der Gedanke, dass Fido so etwas wie fliegen kann. „Soll ich die restlichen Leberkässemmeln in den Kühlschrank tun?“
    „Naa, die sperr ma bessa ins Auto.“

    Geschichten - Fido klaut
    Fido jagt - Detail-Ansicht

    Fido jagt

    Hier wieder eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Fido jagt. Und das ist mein größtes Problem. Ich mag schon den Jagdtrieb von Katzen nicht – auf tote Mäuse treten, wenn ich nachts schlafblind und barfuß aufs Klo tappe.

    Und nun hab ich so’n Teil mit genetischer Wolfs-Garantie im Haus. Zeigt er auch jeden Tag. Egal, ob Nachbars Katze, Eichhörnchen, meine Hausspinne Anton oder ein Reh. Was sich bewegt,
    jagt er. Wenn ich ein Kind wäre, wäre das anders.
    Meinen ersten Hund bekam ich von meiner Großtante Jella. Onkel Kurt starb, und der hatte zwei wertvolle Königspudel mit edlem Stammbaum, die im Lenbachgarten in Starnberg auf Jagd gingen. Tanja war eine der beiden Königspudel. Und Tanja riss mit Donjo, dem anderen Königspudel, Hasen, Wildkatzen und Rehe.
    Tante Jella musste sich um die Beerdigung von Onkel Kurt in Köln kümmern und fragte meine Mutter, ob ich mich nicht ein halbes Jahr um Tanja kümmern könne. Ich war fünf, tiernärrisch wie alle Kinder, und mein anderer Onkel Gerd hatte mir gerade einen kleinen schwarzweißen Hasen geschenkt. Hoppel.
    Ich nahm Tanja am Halsband, strich ihr über den grauen Pelz und flüsterte ihr ins seidene Ohr, dass sie gerne bei mir bleiben könne. Nur mit Rehe reißen und Hasen jagen wäre dann eben nix mehr. Dann stellte ich ihr Hoppel vor. Hoppel ließ ich jeden Morgen aus seinem Stall raus. Der war gegenüber von Frau Obkirchners Gemüsegarten. Dort wuchs Tante Jellas Salat, um den sich Frau Obkirchner kümmerte. Den mochte Hoppel gerne.
    Es dauerte nicht lange, da wurde aus dem Zwergkaninchen von Onkel Gerd ein 12-Kilo-Hase. Jedenfalls durfte Hoppel auf den 1000-Hektar-Grund namens Lenbachgarten einfach herumhoppeln. Mit den Wildkatzen und den Rehen.
    Jeden Abend ging ein kleines fünfjähriges Mädchen zum Stall, zupfte Tanja an den seidenen silbergrauen Ohren und sagte: „Tanja, such den Hoppel.“ Tanja spürte Hoppel im Park auf und trieb ihn zu dem kleinen Mädchen, das den Hasen jeden Abend in die Arme nahm und hoch in seinen Stall hievte. Und am nächsten Morgen durfte er wieder raus.
    Das kleine Mädchen liebte Tanja. Und Tanja liebte dieses kleine Mädchen. Sie streifte mit ihr auf Abenteuer durch den Park, tat keinem Tier mehr was zu Leide. Trieb abends Hoppel zum Stall. Lag nachts an ihrem Bett. Wich keinen Meter von ihr. Und wenn das kleine Mädchen mal weg war, dann büxte Tanja aus und suchte nach ihr. Die drei waren dicke Freunde. Tanja, Hoppel und Marion. Unzertrennlich. Glücklich.
    Es hielt ein Jahr. Eine zu kurze Kinderewigkeit. Bis zum ersten Schultag. Eine Blaskapelle zog an der Schule vorbei. Und die Mama holte ihr Kind von ihrem ersten ernsten Lebenstag ab. „Wo ist Tanja?“, brüllte das Mädchen gegen die Blechbläser an. 
    Die Mutter brüllte: „Tante Jella möchte sie zurückhaben.“
    Das Mädchen lief so schnell es konnte nach Hause. Sah Tanja noch an der Heckscheibe kratzen, während der graue Mercedes Benz durch das weiße Tor fuhr. Tanja jaulte. 
    Diesen Schmerz vergaß das Mädchen nie. Und nie, wie gemein Erwachsene sein können.
    Das Mädchen wünscht sich jetzt, viele Jahre später, die Sprache der Kinder zu sprechen. Menschen und Hunden ins Ohr zu flüstern: Bitte tu keinem Lebewesen weh. Die Kindersprache ist universell, der kleine Israeli versteht sie, der Königspudel, das pakistanische Mädchen, der Löwe, die Massai-Kinder, das Pferd, der Inuit-Junge und der Foxl-Husky-
    Verschnitt – nur leider Erwachsene nicht. Sie haben diese  Sprache irgendwann in ihrem Leben einfach vergessen, verloren.

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    Geschichten - Fido jagt
    Fido bockt - Detail-Ansicht

    Fido bockt

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Die Aprilsonne scheint. Das Hoch heißt Rena. Die Balkonkästen warten auf Farbtupfen. Und meine sechzehn Blumentöpfe in einem dreistöckigen Karussell, das mir Wolf irgendwann zum Geburtstag geschenkt hat, warten auf frische Kräuter. Auf zum Gartencenter.

    In der Fischabteilung hole ich drei Kilo Futtermix für Farbenpracht – mit den Sticks, die die Goldfische so gern mögen. In der Pflanzenabteilung packe ich Kräuter und alles, was bunt ist und 1,99 Euro kostet, auf den Wagen. Dann komme ich an der Hundeabteilung vorbei.

    Sechs Meter lang hängen dort Halsbänder und Leinen. Mir schießen die Gedanken der letzten Monate in den Kopf, die alle auf ein Hundegeschirr für Fido hinauslaufen: Er ist ein Schlittenhund. Ein Schlittenhund hat Zieh-Gene. Das ist mit der Leine am Hals unangenehm. Er haut in den Wald ab, und da sind Jäger, mit einem Geschirr könnte ich ihn am Pferd befestigen. Und im nächsten Winter könnte er meine Nichte Lina  gengemäß mit dem Schlitten ziehen. Gedankenverloren stehe ich am Hundegeschirr-Regal und habe keine Ahnung, welches ich nehmen soll. Nach etwa fünfundvierzig Minuten finde ich in dem riesigen Grünpflanzen- und Tierbedarfscenter endlich einen Angestellten in grüner Latzhose, der bereit ist, mir ein Hundegeschirr zu verkaufen.

    „Haben Sie Ihren Hund dabei?“

    „Nein. Kann man das nicht so kaufen?“

    „Besser ist, wenn Sie ihn dabeihaben.“

    „Aber ich hab ihn nicht dabei.“

    „Wie groß ist er denn?“

    „So groß wie eine Mischung aus Husky und Foxl.“

    „Da dürfte ihm das hier passen. Man kann es auf die doppelte Größe ausfahren.“

    „Man muss also seinen Hund dabeihaben, wenn es Hundegeschirre gibt, die sowohl einem Cocker-Spaniel als auch einem Deutschen Schäferhund passen?“

    „Sicher ist sicher. Manche können die Größe ihres Hundes nicht so gut abschätzen.“

    „Und wie zieht man das an?“

    „So ...“, sagt der Verkäufer in der grünen Latzhose und versucht mit dem Kopf reinzuschlüpfen.

    Fidos Kopf ist kleiner, denk ich, könnte passen.

    „Wenn es nicht passt, dann bringen Sie es wieder zurück.“

    Ich nehme also das rote Geschirr für 32,20 Euro mit, das man doppelt so groß machen kann. Daheim zäume ich den sich mit jedem Haar sträubenden, bockenden Fido mit seinem neuen Geschirr auf, was etwa zwanzig Minuten meines freien Tages in Anspruch nimmt. Und dann lobe ich ihn, wie schön er doch sei. Wie gut ihm das Bordeauxrot stünde.

    Natürlich hab ich ihm ein Leckerli hingehalten, das er wie immer nicht wollte. Er zog sich beleidigt zurück.

    Jedenfalls pflanzte ich dann die Kräuter in die sechzehn Töpfe, die Fuchsien und Geranien und fleißigen Lieschen und und und ... in die Balkonkästen. Von den acht Säcken Erde, die mir kürzlich ein grüner Riese aufschwatzte, verprasste ich mit Mühe zweieinhalb. Und dann fällt mein Blick auf Fido. Er steht da, mit diesem Blick, diesem terrencehillkannkeinwässerchentrübenblauen Augen – und dem  bordeauxroten Geschirr im Maul.

    Ich überlege mir, was der Verkäufer in der grünen Latzhose im Gartencenter sagt, wenn ich ihm das zerfetzte bordeauxrote Geschirr zurückbringe und sage: „Sie haben doch gesagt, ich kann es zurückbringen, wenn es nicht passt. Es passt ihm ganz und gar nicht.

    Geschichten - Fido bockt
    Fido fischt nicht - Detail-Ansicht

    Fido fischt nicht

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Seit drei Tagen schleich ich um Fido herum. Beobachte ihn genau. Er tut nichts. Er legt sich wie immer hin und brummt, schlägt seine weißen Pfoten grazil übereinander. Beißt mich ungeduldig in die Waden, während ich die weißen Schuhbänder in die Turnschuhe fädle.

    Klaut Stöckchen aus dem Korb vor dem Kamin. Patscht Moritz. Er tut viel. Aber er tut nichts NEUES. Ihm geht der Stoff aus. Ich überlege: Letzte Woche wurde er ein Jahr alt.
    Und nun hast du einfach einen völlig normalen Hund. Vorher hattest du einen völlig normalen Welpen. Aber darüber hat es sich wenigstens gelohnt zu schreiben. Wie bringst du nun die Goldfischgeschichte unter? Wenn Fido wenigstens draußen im Teich fischen würde, dann könntest du das irgendwie verknüpfen. Aber Fido fischt nicht. Er interessiert sich einfach nicht für die Goldfische. Er trinkt nur ab und zu aus dem Teich – in dem vor zwei Jahren nur Molche schwammen. Richtige Urtiere. Ich wollte unbedingt Goldfische dazu und fuhr zum Dehner und kaufte sieben Stück. In Plastikbeuteln brachte ich sie nach Hause zu ihrem neuen Teich. Ich fragte den Nachbarn, auch Teichbesitzer, ob man die füttern muss. Er sagte: „Nein. Im Teich ist genug Getier drin.“
    Jeden Morgen ging ich die Goldfische besuchen, in der Hoffnung, dass sie mal hochkommen, sich zeigen, so lustig mit ihren Mäulern schnappen. Sie kamen nicht.
    Drei Wochen später rief ich Manfred an. Feng-Shui-Berater und Goldfischbesitzer.
    „Sag mal, Manfred, du hast mir doch erzählt, dass deine Goldfische dich jeden Morgen freudig begrüßen.“
    „Natürlich. Wieso? Machen das deine nicht? Was fütterst du ihnen denn?“
    „Nichts. Der Nachbar hat gesagt, da sei genug Getier drin.“
    „Möchtest du jeden Tag nur Insekten mit grässlich langen Beinen fressen? Natürlich musst du sie füttern.“
    Das schlechte Gewissen stieg mir heiß und rot in die Wangen. Ich setzte mich sofort in den Jeep und fuhr zum Dehner. Steckte den Euro in den Wagen und schob ihn zur Fischfutterabteilung.
    Unglaublich die Auswahl. Was nur nehmen: „Biologisch ausgewogenen Multimix“?
    „Hauptfutter für Farbkraft und Vitalität“? „Teichfischfutter Sticks“? Teichfischfutter „Color“ oder „Flocken“? „Teichfischfutter light“? Oder die Frischware aus der Teichfischfutter-Tiefkühltruhe.
    Ich ließ meine Fische drei Wochen lang hungern – also packte ich den Wagen voll mit den verschiedensten 3-Liter-Behältern mit Henkel.
    An der Kasse fragte mich die Dame: „Wie viele Fische haben Sie denn?“
    „Sieben.“
    Sie beginnt mit unbeteiligtem Gesicht einzutippen: „Dann reicht das, was Sie da im Wagen haben, etwa zwanzig Jahre.“
    „Und wie lange haltbar ist Fischfutter?“ „Etwa ein Jahr.“
    Peinliche Minuten später fuhr ich mit rotem Kopf und einer Packung „Teichfischfutter Multimix“ nach Hause.

    Geschichten - Fido fischt nicht
    Fido staubt - Detail-Ansicht

    Fido staubt

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Fido ist ganz gelb. Voller Blütenstaub. Er mag aber nicht, wenn man ihn bürstet. Büxt er immer aus. Muss nur die Bürste sehen und schon rennt er. Ganz anders als Ali.

    Ali ist ein kleiner struppiger mallorquinischer Esel, der nichts mehr liebt, als wenn man ihn striegelt. Stopp, eine Ausnahme: Fressen. Deswegen macht mein Nachbar Paul Knoten an die Hühnerfuttertonne. Hilft nichts. Ali hat gelernt, sie zu öffnen. Ali bringt alles auf, wenn Futter dahinter ist. Sogar das Türchen zum Gemüsegarten. Im letzten Jahr wuchs dort ein
    ganzes Beet Cannabis. Und eines Morgens stand Ali mittendrin. Malmend, schwankend, schielend, und der schimpfende Paul war ihm völlig wurscht. Normalerweise büxt er aus, wenn Paul brüllt.
    Wenn Paul (ein richtiger Schweizer Aussteiger – aus dem Big Business in die Bauernschuhe) und ich reiten gehen, striegele ich die beiden Pferde. Dazu hat ein Aussteiger keine Zeit. Paul hat dann immer noch dringend irgendetwas anderes zu tun. Und taucht erst wieder auf, wenn Perla (die weiße Stute) und Sorpresa (die rote Stute) sauber sind.
    Jedenfalls striegele ich beide Pferde, was etwa eine Stunde oder mehr dauert, weil Paul sie nie striegelt. Plötzlich kommt Ali und stellt sich dicht neben mich hin.
    Ich striegele ein rotes Pferd.
    Ali stupst mich mit seinen weichen Nüstern an.
    Ich striegele weiter ein rotes Pferd.
    Ali wendet sich ab. Geht zwei Meter weg. Kratzt mit den Vorderhufen am Boden.
    Und während ich noch denke: „Was macht der denn da?“, wirbelt er immer mehr Staub auf, roten mallorquinischen Staub.
    Ich striegele weiter ein rotes Pferd, langsam kommt schon etwas schimmelweiß hervor.
    Ali wirft sich auf den Boden. Wälzt sich. Hin und her. Hin und her.
    Ich striegele weiter an Perla herum.
    Eine Staubwolke steht auf. Stellt sich neben mich.
    Ich striegele Ali.
    Dieses Spiel spielt er mit mir jetzt immer. Von wegen dummer Esel. Ich wünschte, mein staubiger Fido hätte nur die Hälfte von Alis IQ.

    Geschichten - Fido staubt
    Fido trotzt - Detail-Ansicht

    Fido trotzt

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Sonnenschein. 30 Grad. Der Jeep ist offen. Ich will in den Stall. Die Hunde sollen mit.
    Timmi sitzt schon angeschnallt im Wagen. Fido sieht, dass ich sein rotes Hundegeschirr in der Hand halte. Ich hab’s geflickt. Hat mich eine Stunde und sieben Minuten gekostet.

    Mit rotem Faden. Sieht etwas fransig aus. Hält aber zusammen. Fido sieht also das rote Hundegeschirr und verschwindet unter dem Jeep. Spaziergänger lachen. Ich laufe rot an.
    „Fido, komm da raus!“ Fido denkt gar nicht dran.
    Nach fünfzehn Minuten Bitten und Betteln und weiterem Rückzug Fidoseits unter den Jeep gebe ich auf. „Dann bleibst du eben da.“
    Da war nur ein Problem: Wie fahre ich los, wenn Fido unter dem Auto sitzt? Ich lege mich also zu Fido unter den Jeep. Und erwische seinen Schwanz. Mittlerweile haben sich siebzehn Spaziergänger auf der anderen Straßenseite angesammelt. Weil ich nicht will, dass einer mit seinem Handy den Tierschutzverein anruft, ziehe ich Fido nicht am Schwanz
    unter dem Auto vor. Aber danach wäre mir eigentlich schon.
    Ich gehe also in die Küche und schmiere ein Leberwurstbrot. „Fido, tschauuuu mal, was ich da haaab.“ Fido denkt gar nicht dran.
    Mittlerweile ist einer mit Videokamera zur Menschentraube gekommen. Und ich krieche mit dem Leberwurstbrot unter das Auto. Fido nimmt es mir ab. Leckt langsam und genüsslich die Leberwurst ab und lässt das Brot liegen. Ich liege neben dem Brot unter dem Auto – und denke angestrengt nach: „Auto anlassen, hupen, Gartenschlauch ...“
    Fido kriecht auf der anderen Seite raus. Rettet sich in der ihn streichelnden Menschenmenge.
    „Wie war’s im Stall?“, fragt Wolf abends.
    „Ich war nicht.“
    „Warum?“
    „Hab mir den Schädel an der Stoßstange so angeschlagen, dass ich keine Lust mehr hatte.“
    „Wie kommt dein Kopf an die Stoßstange?“
    „Hab ich vergessen. Besser so.“

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    Geschichten - Fido trotzt
    Fido bringt - Detail-Ansicht

    Fido bringt

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Timmi ist ein „gscheiter Hund“. Sagen alle. Das liegt in seinen Genen. Er ist nämlich kein Halbhusky, sondern ein Golden Retriever.

    To retrieve heißt „wiederbringen”. Und das tut Timmi mit Leidenschaft. Kommt der Postbote, steckt er ihm die Briefe einfach ins Maul, sagt: „gscheiter Hund“, und Timmi bringt mir die Briefe.
    Freilich hat er das nicht immer getan. Anfangs hat er die Briefe in Einzelteile zerlegt, was nicht so lustig war.
    Aber irgendwann hat er es dann kapiert, dass man das, was man im Maul hat, nicht immer kaputt macht – sondern manchmal auch bringt.
    Manchmal bin ich zu faul, die Treppen runterzulaufen, schreib einen Zettel, steck ihn Timmi ins Maul und sag: „Bring’s dem Wolf.“ Timmi tut’s, und Wolf sagt: „Gscheiter Hund“.
    Steckt ihm die auf dem Zettel geforderte Tafel Schokolade ins Maul und sagt: „Bring’s der Marion.“ Timmi tut es. Ziert sich natürlich etwas beim Abliefern. Weil das so praktisch ist, dachte ich: Das bringen wir dem Fido auch bei. Und probiere es am Briefkasten mit Briefen. Fido nimmt nicht mal. Bringt folglich auch nicht. Es interessiert ihn einfach nicht die Bohne.
    Timmi trägt Tüten. Fido die Verantwortung. Timmi trägt seine Leine. Fido trägt sich mit dem Gedanken, was er als Nächstes anstellen könnte.
    Eines Tages tappt Fido um die Ecke in mein Büro, guckt mit seinen blauen Augen und hat etwas im Maul. Dann tappt Timmi um die Ecke und hat auch etwas im Maul. Fido rennt weg. Timmi gibt es mir. Ich öffne die Hälfte eines Umschlages. Ziehe einen halben Brief raus, mit dem halben Briefkopf eines Verlages ...

    Liebe Marion Grillparzer,
    tausend Dank für das Fido-Manusk
    rufen Sie mich bitte an unter: 030 – 9
    mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    unleserliches Gekrakel
    PS: Diesmal eilt es wirklich

    Ich begebe mich eiligst auf die Suche nach der rechten Seite, der mit dem Absender im Briefkopf. Fido liegt im Garten, rupft an seiner Karriere – und der Wind trägt weiße Schnipsel davon.

    Geschichten - Fido bringt
    Fido glaubt - Detail-Ansicht

    Fido glaubt

    Hier eine Lieblings-Geschichte aus einem meiner ältesten Bücher. Ich habe viele Tränen gelacht beim Schreiben: "Oh Fido! Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch".

    Der Jäger quälte seine Fettberge aus dem Auto raus und sagte nur: „Wenn ich Ihren Köter noch mal seh, erschieß ich ihn.“

    Verzweifelt suche ich im Internet nach Zauberhunde - pfeifen (ich will ehrlich sein: nach dem John-Irving-Elektrohalsband). Finde was unter Jagdhunde-Bedarf. Telefoniere 28,18 Minuten mit Herrn Hirsch (diesen Namen kann ich einfach nicht ändern, lieber Herr Hirsch, bitte verzeihen Sie mir). Schütte ihm mein Herz aus. Und bin anschließend überzeugt: Das Halsband ist die einzige Rettung, wenn ich nicht will, dass Fido erschossen wird, oder schlimmer: Fido sieht auf der anderen Straßenseite einen Hasen, ein Huhn oder ein Eichhörnchen, läuft rüber und ein Familienvater mit drei Kindern fährt gegen den Baum.

    Ich erfuhr, das moderne Elektrostimulationsobjekt habe nichts mit den früheren Elektroschockmethoden zu tun, alles wäre technisch ausgefeilt. Ein Kitzeln, bis zu einem unangenehmen Gefühl, das weniger schlimm ist, als wenn man ihm die Zeitung überbrät. Und der Hund ist einem nie böse. Man müsse den Hund das Objekt nur drei Wochen lang zur Probe tragen lassen – ohne es zu betätigen. Weil der Hund sonst schnallt: Nur wenn ich das Halsband mit dem Sender anhabe, muss ich folgen.

    Leuchtet ein, kennt man von Pawlow. Klang, als könnte man es problemlos Kindern umschnallen. Herr Hirsch rät: Jeder Hundebesitzer müsse es erst einmal an sich selbst ausprobieren. Er schaffe es ohne Probleme bis Stufe 20.

    Ich bestelle das Halsband für 249 Euro. „Das langt, wenn Sie keinen Zirkushund draus machen wollen.“

    Ich weiß: Sie Hundefreund wollen mich jetzt lynchen. Deswegen nimmt die Frau mit dem weiblichen Fido-Verschnitt (auch ein jagender Halbhusky), die mir gestern auf dem Spaziergang an der Isar begegnet ist, jedes Mal das Elektrostimulations-Halsband ab, wenn ein bekannter Mensch ihren Weg kreuzt.

    Ich binde Fido dann einfach ein Schnupftücherl um.

    Aber vielleicht, vielleicht – so meine Hoffnung – ist das wie mit den Warzenpflastern.

    Man kauft sie in der Apotheke. Und kaum ist man zu Hause, ist die Warze weg.

    Ich hab den Telefonhörer bei dem Gespräch mit Herrn Hirsch auf laut gestellt. Fido lag unter dem Schreibtisch.

    Geschichten - Fido glaubt

     

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